Antisemitismus auf der documenta
Antisemitismus auf der documenta
Antisemitismus auf der documenta
Volt Hessen ist erschüttert über die antisemitischen Vorfälle bei der documenta 15. Wir verurteilen deutlich und entschieden Antisemitismus in allen Formen, einschließlich des israelbezogenen Antisemitismus.
23. Juni 2022 - Wir leben in einem Land in dem Kunst frei ist. In dem Kunst sich zu fast allem äußern oder einen beißenden Kommentar geben kann. Viel zu selbstverständlich scheint uns diese Tatsache und wir merken erst, wenn dieses Recht in Frage steht, wie wichtig es ist, in einem freien Land zu leben, in einem offenen und liberalen Europa.
Kunst kann aber auch verletzen, kann Falschinformationen weiter teilen und diskriminieren. Und Kunst muss sich gefallen lassen, auch abgelehnt zu werden. Dass Künstler*innen sich entscheiden, diskriminierende Werke anzufertigen, ist deren Entscheidung. Aber darf Kunst alles?
Es ist die Aufgabe von Kurator*innen, Werke auszusuchen, die eine Botschaft kommunizieren, die ihre Ausstellung, ihre Veranstaltung, ja auch die Gesellschaft bereichern. Aber mindestens muss von Kurator*innen erwartet werden können, sich bewusst zu sein, wenn Kunstwerke diskriminieren. Kunst hat in Deutschland eine lange, schöne, aber auch sehr schwierige Geschichte. Kunst und Künstler*innen zu verbieten, als “entartet” zu bezeichnen und zu zerstören, war und ist eine deutsche Tradition, zu der wir sicher nicht zurück wollen. Genauso kommt es aber leider immer wieder vor, dass Künster*innen mit diskriminierenden Werken durch die Entschuldigung, es sei doch Kunst, versuchen, zutiefst verletztende und menschenverachtende Gedankenwelten gesellschaftstauglich zu machen, ja, in die Mitte einer Diskussion zu stellen und zu tun, als wäre nichts gewesen.
Die documenta scheute schon in der Vergangenheit nicht davor zurück mit provozierenden Werken Aufmerksamkeit zu erlangen oder Kunstwerke und Gruppierungen einzuladen, in deren Gegenwart sich andere Künstler*innen und Gesellschaftsgruppen nicht mehr sicher fühlen konnten. Dieses Jahr hat sich die Leitung der documenta dazu entschieden, Werke zuzulassen, die grenzüberschreitend und zutiefst antisemitisch geprägt sind. Was die Künstler*innen damit bezwecken ist das eine. Das andere aber ist die Selbstverständlichkeit mit der die künstlerische Leitung des Kunstfestivals, die Generaldirektorin, aber auch die kulturpolitisch Verantwortlichen in Bund, Land und Kassel, Antisemitismus auf der documenta hinnahmen und hinnehmen und über Monate hinweg Warnungen über die Verbindungen von teilnehmenden Künstler*innen zu antisemitischen Bewegungen ignorierten und als übertrieben darstellten. Gerade durch unsere Geschichte, die gespickt ist mit Antisemitismus aller Größenordnungen bis hin zum Menschheitsverbrechen der Shoah, müssen wir von der documenta und der verantwortlichen Politik erwarten können, hier eine entschiedene Grenze zu ziehen.
Antisemitismus gehört in keiner Form zur Kunst- und Meinungsfreiheit. Antisemitismus ist ein Verbrechen.
Wir begrüßen die getroffene Entscheidung das hauptsächlich in der Kritik stehende Kunstwerk zu entfernen. Wir fordern darüber hinaus eine Überprüfung aller Ausstellungsobjekte und die Entfernung aller antisemitischen Inhalte auf der documenta, sowie die nachhaltige Aufarbeitung der Geschehnisse und eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem immer wiederkehrenden Problem des strukturellen Antisemitismus, den die documenta mit der Einladung und Ausstellung solcher Künstler*innen und Werke reproduziert.
Kontakt für weitere Informationen: presse@volthessen.org